Das hat Wirtschaftspreis-Gewinner Super-Surf jetzt vor

Das hat Wirtschaftspreis-Gewinner Super-Surf jetzt vor

INTERVIEW MIT DER DEUTSCH-NIEDERLÄNDISCHEN HANDELSKAMMER

Gerade hat Super-Surf den Deutsch-Niederländischen Wirtschaftspreis 2019 gewonnen und Susanne Schreier strahlt noch immer, wenn sie von der Verleihung spricht. Als Leiterin des binationalen Gemeinschaftsprojekts, dass die Massenproduktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen ermöglicht, hat sie die Auszeichnung im Rahmen des FEIER-ABENDS der DNHK entgegengenommen. Wir sprachen mit ihr über den Siegesmoment und die nächsten Schritte.

Frau Schreier, war es eine Überraschung für Sie, dass Super-Surf das Rennen um den Deutsch-Niederländischen Wirtschaftspreis gewonnen hat?

Ja, absolut. Obwohl wir natürlich über unsere Unternehmen versucht haben, für das Online-Voting alles in Gang zu bringen, habe ich nicht im Traum damit gerechnet. Ich dachte, wir hätten keine Chance gegen Swapfiets, die ja über 100.000 Nutzer haben. Aber auch, weil unser Produkt technisch ein anspruchsvolles Thema ist.

Und doch haben Sie die Auszeichnung in Händen. Wird das Ihr Business voranbringen?

Davon gehe ich aus. Denn der Preis bringt uns natürlich Aufsehen und Aufmerksamkeit. Man wird sich jetzt nochmal intensiver mit unserer Technologie beschäftigen. Obwohl – und das freut mich – das Thema Wasserstoff immer öfter in der Presse auftaucht. Vor fünf Jahren, als wir das Projekt konzipiert haben, war das noch nicht der Fall. Und natürlich bekommen wir durch den Deutsch-Niederländischen Wirtschaftspreis der DNHK neue Kontakte: Schon am Abend der Preisverleihung haben mich viele Menschen angesprochen.

Hinter Super-Surf stehen sechs deutsche und niederländische Unternehmen. Können Sie uns noch einmal kurz zusammenfassen, was das binationale Gemeinschaftsprojekt entwickelt hat?

Wir haben Messsysteme entwickelt, um in der Forschung, Entwicklung und Produktion die Teile der Brennstoffzelle – hauptsächlich sind es Bipolarplatten ­– zu vermessen. Denn so eine Brennstoffzelle, welche im Auto, im Bus oder der auch der Heizung die Energie erzeugt, ist immer nur so gut wie ihre beste Bipolarplatte. Wenn da ein Fehler drauf ist, taugt die ganze Brennstoffzelle nichts, die ungefähr 60 bis mehrere hundert dieser Bipolarplatten enthalten kann.

Und mit Ihren Messverfahren wird jetzt die Massenproduktion ermöglicht?

Ja, die Messsysteme erkennen kritische Stellen und dadurch können wir den Herstellern direkt die Koordinaten an die Hand geben. Damit wissen sie, wo sie in der Fertigung nachjustieren müssen. Dadurch wird die Fertigung kontrollierbarer und hoffentlich günstiger. Somit werden Brennstoffzellen für viele Unternehmen bezahlbarer.

Aber Super-Surf bietet nicht nur Messsysteme an. Gerade wurde auch das Start-up „buses4future“ gegründet, um eigene Wasserstoffbusse auf den deutschen und niederländischen Markt zu bringen.

Richtig. Im Laufe der Jahre hat sich die Zusammenarbeit der Unternehmen so gut entwickelt und vertrauensvoll verfestigt, dass der Hersteller eines Antriebsstrangs, die Firma Hymove aus Arnheim, gesagt hat: Wir wollen ein deutsches Unter-nehmen haben, das Brennstoffzellenbusse für den öffentlichen Nahverkehr baut. Wir wollen nicht nur den Antriebsstrang liefern, sondern das gesamte Paket. Dafür haben wir jetzt ein Start-up in Oldenburg gegründet und müssen jetzt die entsprechenden Mittel eintreiben, um die Busse auf die Straße zu bringen.

Gibt es schon einen Zeitplan?

Wir möchten im nächsten Jahr zumindest die ersten Aufträge vorliegen haben und Ende des Jahres die ersten Busse ausliefern. Erste Etappe ist ein Demo-Bus, mit dem wir rumfahren können, um Kommunen zu überzeugen, dass Wasserstoff die richtige Technologie ist, und sie bei uns in den richtigen Händen sind. Elektromobilität hat natürlich auch ihren Markt – insbesondere da, wo man im urbanen Bereich unterwegs ist. Aber ansonsten gibt es zur Wasserstofftechnologie als Zero-Emission-Technologie eigentlich keine Alternative.

Super-Surf ist ein grenzüberschreitendes Projekt: Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?

Auch wenn Deutsche und Niederländer gleich aussehen, handeln sie doch unterschiedlich – auch in wirtschaftlicher Sicht. Am Anfang mussten wir erstmal einen gemeinsamen Weg finden. Aber nach ein paar Wochen hat sich das wunderbar entwickelt. Jeder hat seine Aufgabenpakete abgearbeitet und das hat reibungslos funktioniert – sonst hätten wir solch ein Unternehmen nicht gegründet.

Welche Vorteile hat es, in deinem deutsch-niederländischen Team zu arbeiten?

Die Niederlande sind sehr weit in der Entwicklung der Wasserstofftechnologie und auch im Umweltbewusstsein. Und es ist natürlich ein kleines Land. Dadurch spricht sich viel schneller herum, wenn man gute Technologie liefert. Deutschland ist noch mehr von Vorschriften geprägt, da muss man mehr Überzeugungsarbeit leisten. Es ist einfacher in den Niederlanden ein Produkt als First-Mover an den Markt zu bringen. Für die Niederländer ist natürlich alles, was aus Deutschland kommt, noch immer High-Tech und Qualität – das spricht für ein bilaterales Unternehmen.

 

 

Super-Surf besteht aus den mittelständischen Unternehmen Demcon (Focal) B.V. (Enschede, NL), Hymove B.V. (Arnheim, NL), NanoFocus AG (Oberhausen, NRW), Nedstack B.V. (Arnhem, NL), dem ZBT – Zentrum für Brennstoffzellentechnologie (Duisburg, NRW) sowie der ADREM GmbH (Oldenburg, Niedersachsen) als Projektleiterin.

Mehr Informationen zum Deutsch-Niederländischen Wirtschaftspreis, dem Gewinner und den Finalisten 2019 finden Sie hier: https://www.dnhk.org/mitgliedschaft/deutsch-niederlaendischer-wirtschaftspreis/

 

Text: Ruth van Doornik
Fotos: Bart Maat